Urania von Flensburg
Capitain Asmus Brodersen 1842 |
Die »Urania von Flensburg« surfte nicht im Internet | .... |
. . . vor 150 Jahren, sondern mit der Kraft des Windes nach Westindien. Für die Reise von Flensburg nach St. Croix (damals dänische Kolonie, heute U.S. Virgin Islands) brauchte sie damals zwei bis drei Monate. Im Jahre 1826 in Stettin erbaut, wurde das Vollschiff über 33 Jahre von Kapitänen der Familie Brodersen geführt, bevor es nach 40 Jahren abenteuerlicher Westindienfahrt am 30. September 1866 im Hafen von Puerto Plata (heute Dominikanische Republik) einem Hurrikan zum Opfer fiel.
Die Fregatte war in Flensburg unter der Flaggennummer Q 131 registriert und hatte nach zwei Umbauten über 100 Kommerzlasten Tragfähigkeit (über 200 Registertonnen). Asmus (Rasmus) Brodersen (1783-1858), geboren in Haugaard, Rinkenis an der Flensburger Förde, zog nach Flensburg-St. Jürgen und war 20 Jahre lang Schiffskapitän und Reeder, gefolgt von seinen Söhnen Nis (1808-1864) und Behrend (1811-1867), die das Schiff über 8 und 5 Jahre bis 1859 führten. Die Urania wurde als Frachtsegler mit 14 Mann Besatzung unter dänischer Flagge überwiegend im Westindienhandel eingesetzt, der von 1814 bis 1856 in Flensburg seine Blütezeit erlebte und den Ruf als Rumstadt begründete. Aus Flensburg wurden Lebensmittel, Baumaterialien (Ziegel) und Koks nach Christiansted auf St. Croix gebracht, um von dort im Tauschhandel überwiegend Zucker, Rum, Farbhölzer und Gewürze zu holen. Eine typische Reiseroute führte Anfang März über Skagen durch die Nordsee, den Britischen Kanal und die Biskaya zunächst nach Madeira und anschließend unter Ausnutzung der Passatwinde direkt zu den dänischen Karibikinseln, die im Mai bis Juni erreicht wurden. Nach Ent- und Beladen eilte die Rückreise, um den dortigen Herbststürmen zu entgehen, entlang der nordamerikanischen Küste und zurück über den Atlantik nach Flensburg, wo man noch vor Weihnachten zurückerwartet wurde.
Diese Fahrten waren keine Urlaubsreisen, eine eindrucksvolle Beschreibung
findet sich in einem Brief von Nis Brodersen an seine Frau Barbara Maria
und Kinder vom 6.12.1848 aus Nyborg, Dänemark, kurz vor der Rückkehr
nach Flensburg:
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Innigst geliebte Mutter und Kinder!
Nach einer langen und sehr beschwerlichen Reise erhielt ich Deinen mir so lieben Brief vom 28. November. Nach dem verloren wir in einem fürchterlichen Sturm am 29. November beide Anker, und es war nahe daran, daß Schiff und Ladung, wie unser aller Leben auf dem Halm geblieben war. Gott beschützte uns und wir kamen am 1. Dezember hier glücklich an. Habe ich mich je gesehnt, eine Reise zu vollenden, ist es gewiß diese, es fing kontrair an und scheint so bis zum letzten so bleiben zu wollen. 16 Tage nach dem wir von St. Croix abgesegelt waren, kamen wir in einen Sturm. Die meisten Segel flogen weg, brach unser Rohr (Ruder), das Schiff wurde so leck, daß wir es seit der Zeit so gut wie auf Stangen getragen haben, und ist noch immer so. Die Gallionsschwänze sind weg auf beiden Seiten und sonst noch vieles. Nach dem haben wir immer Sturm, hohe See und Gegenwind gehabt. An einem Wochentage hatten wir Grundberührung. Im Kanal trieben wir mit Sturm und südlichen Winden, so daß es uns unmöglich war, Nachricht ans Land zu bringen, ohne daß ein Segelboot verloren gegangen wäre. So hast Du hier eine lange Beschreibung unserer Reise. Am 3. Dezember gingen wir hier weg, sind aber genötigt gewesen, heute wieder zurückzukommen. Ich hoffe, Ihr seid alle gesund und bitte Eltern und Geschwister zu grüßen. Grüße und Küsse an meine Kinder und zeige Vater (Kapitän Asmus Brodersen) diesen Brief; in der Hoffnung auf baldigen guten Wind, damit wir bald nach Hause kommen können, umarmt und küßt Dich Dein bis in den Tod getreuer Mann und Vater - Nis Brodersen. |
Das Foto zeigt Schiffskapitän Nis Brodersen,
geboren am 4.7.1808 in Flensburg, mit seiner Ehefrau Barbara Maria, geb.
Paulsen. Er führte viele Jahre die »Urania
von Flensburg« nach St. Croix oder auch
zum Walfang nach Grönland. Bei der Explosion einer Harpunenkanone
verlor er sein Bein und fuhr, nachdem man ihm das Bein in Stavanger amputiert
hatte, noch 10 Jahre als Kapitän mit einem Stelzbein zur See, bevor
er später auf St. Croix in einer Faktorei tätig wurde. Nis Brodersen
verstarb am 1.6.1864 auf See und wurde in London beigesetzt. Sein Sohn
Jürgen (1839-1900) übernahm später in Flensburg die Kolonialwaren-Großhandlung
»J. Brodersen vorm. H.P. Schmidt«, den »Indigo-Hof«.
Das Hofgebäude in der Angelburger Str. 28 erinnerte noch über
viele Jahre an die alte Westindien-Tradition.
Nach 150 Jahren und 6 Generationen gäbe es noch Vieles über
die Westindienfahrt der Urania und ihre Kapitäne nachzulesen oder
zu berichten (Haß, D.: Die Flensburger Fregatte Urania und ihre Kapitäne,
Flensburg 1981; Rühmann, H.: Von Flensburg nach Westindien, Flensburg
1997; Henningsen, L.N.: Flensburger Schiffe in der Ostsee, im Mittelmeer
und in Westindien 1790-1850 - Die
Sammlung Brodersen im Flensborghus, Flensburg 2005). Über weitere
Informationen von Ihnen zur Urania oder Ihren e-Mail Gruß würden
wir uns freuen.
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Nis und Maria Brodersen (um 1850) |
Die
Familie
Brodersen aus Flensburg grüßt Sie mit dieser Homepage
(01.11.2016)
und freut sich auf Ihre e-Mail Nachricht: hjb.fl@gmx.de
Dr. Hans-Jürgen Brodersen, Dr. Brigitte Brodersen,
Jörg Stefan und Kay Henning
Postfach 2763, D 24917 Flensburg, Telefon: +49 461
3 8344, Mobil: +49 171 625 1675
Im Kielwasser der »Urania von Flensburg«
durch die Karibik
Die Fotos sind teilweise mit interessanten Internetseiten
der Karibik verknüpft
Ausstellung und Tagung im Flensburger Schiffahrtsmuseum zum Thema Westindien im Mai 2006
Ausstellung im Flensburger Schiffahrtsmuseum zum Thema Westindien im November 2011 - Februar 2012
Dänisch Westindien. Aufbau einer Kolonie (Flensburg, 26.11.2011-26.02.2012)
Die Ausstellung erzählt die Geschichte Dänisch-Westindiens
von der Gründung der Kolonie im 17. Jahrhundert bis zum Ende ihrer
wirtschaftlichen Blütezeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie beschreibt
die Plantagen, Städte, Forts und Kirchen und berichtet von dem Reichtum,
den die Kolonie Dänemark bescherte. Gleichzeitig fragt die Ausstellung,
was auf den heutigen US Virgin Islands von der dänischen Kolonialzeit
übrig geblieben ist. 76% der rund 100.000 Einwohner sind Afro-Kariben.
Viele von ihnen stammen von Afrikanern ab, die während der dänischen
Herrschaft aus Afrika hierher gebracht wurden, um als Sklaven auf den Zuckerplantagen
zu arbeiten. Dieses gemeinsame afro-dänische Erbe ist auf den Inseln
noch heute überall sichtbar. Die Ausstellung wurde vom Nationalmuseum
Kopenhagen übernommen.